Die Wanderschäfer von Dornberg

Die Schäferei gehört zu den alten Gewerben der Welt. Die Domestizierung des Schafes begann vor 10000 Jahren in Kleinasien und hat sich bis nach Europa verbreitet. Die Schäferei sorgte dafür dass die Böden gedüngt aber auch die Landschaft gepflegt wurde. Gleichzeitig ist der Schäfer Produzent von Schaffleisch und Wolle. Aber auch die Aufzucht der Schafe war eine Aufgabe. In der alten Gemeinde Dornberg gab es früher einige Schäfer.

In Kirchdornberg, in der Katzenstrasse, war in der ehemaligen Malerwerkstatt von Friedhelm Fehring vorher eine alte Schäferei untergebracht. Carl Spiekerkötter, der Dornberger Chronist, beschreibt das so wunderbar in seinem plattdeutschen Bericht „De Scheipereigge“:  Er schreibt über Scheiperfrittgen und seinen Hund Nettgen. Er erzählt:  „An Schäfersfritz schauten wir Kinder voll Ehrfurcht hoch, weil er an Ostern es wagte durch das Feuer zu laufen und sich dabei seinen langen braunen Bart anschmurgeln ließ. Interessant war dann noch die Schafschur, die von den Schäfern im Frühjahr mitten im Dorfe abgehalten wurde.  -So lange de aule Scheiper konn un Teeid hadde, eße medden grauden Sacke uppen Puckel iarwa Land tuargen un hätt seeine Wulle vokofft. -(So lange der alte Schäfer konnte und Zeit hatte ist er mit großen Sack auf dem Buckel über Land gezogen und hat seine Wolle verkauft.)“

Ein anderer Schäfer in Dornberg war August Schröder.  Der Vater vom früheren Gemeinderatsmitglied Werner Schröder.

Vielen ist der Kirchdornberger Großvater vom Tischler Mathias Fehring noch in Erinnerung. Heinrich Fehring war ein richtiger Wanderschäfer und ein echtes Dornberger Original. Er wurde Hein Mück genannt. Er zog früher mit seiner Herde oft über den Peters- u. Gottesberg. Die Berge waren damals noch wenig bewaldet aber es wuchs mehr Heide. Im April/ Mai, wenn die Lämmer geboren werden, mussten die Schäfer immer wieder als Hebammen einspringen und hatten dann besonders Obacht zu geben.

Auf den großen Bauernhöfen waren in alten Zeiten auch Schäfer als Knecht angestellt. Sie waren bedingt durch Ihr Hüten nicht in die vielfältigen Arbeiten des Hofes eingebunden und waren frei von der andauernden Aufsicht des Bauern, wenn sie über die Lande zogen.  Im Winter schliefen sie in einem Verschlag über dem Schafstall und im Sommer hatten sie einen Schäferkarren.

In Schröttinghausen gibt es die alte Besitzung Imrecke. Hier wurde seit Generationen Landwirtschaft und Schäferei betrieben. Es gab auf dem Hof einen großen Schafstall. Außerdem kam, wenn nötig, auch hier ein Schäferkarren zum Einsatz, indem der Hirte die Nacht verbrachte. Zwei Hunde unterstützten den Schäfer dabei, die Herde zusammen zu halten. Die Bauernschaft war damals noch am Abgrasen der Felder und Böschungen interessiert. Die Tiere wurden auch mit sogenannten Hecken (schnell auf zu stellende Holzlattenzäune) eingezäunt; damit war die Dungwirkung noch intensiver. Die alten Wanderschäfer, die ihre Herde noch nomadisierend durch offenes und allgemeinzugängliches Land führten, gibt es heute in Dornberg nicht mehr. Bebauung, Straßenverkehr, Industrialisierung haben diese Welt verändert. Dieter Imrecke sagte dazu (sein Vater hat 1960 die Schäferei aufgegeben):  „Man konnte nicht mehr ungehindert über die Dörfer ziehen und die Herde übers Land treiben.“

Trotzdem gibt es heute in Deutschland noch eine Reihe von Schäfern die Wolle und Fleisch vermarkten, obwohl der Preis für Lammfleisch geringer ist, als vor 30 Jahren und die Schurkosten gerade mal gedeckt sind vom Verkauf der Wolle. Die Schäfer und ihre Schafe sind Landschaftspfleger. Sie sind Dienstleister die Flächen offen halten. Die Kulturlandschaft Schwäbische Alb würde ohne Schafe innerhalb von wenigen Jahren zu Wald werden. Auf dem Truppenübungsplatz Münsingen sind die Herden von 16 Schäfereien unterwegs. Bei uns in der Senne auf dem Truppenplatz sind es ebenfalls mehrere Herden die die Landschaft pflegen.

Jürgen Benne

 

 

 

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